Brugger und Partner AG

Profitabilität ist nur Mittel zum Zweck

Um die grossen ökologischen und sozialen Herausforderungen zu meistern, brauchen wir Veränderung, sagt Pascal Lüthi, Partner bei BHP und Studiengangsleiter CAS Unternehmerische Nachhaltigkeit HWZ.
Im Interview mit der HWZ erklärt Pascal Lüthi, was dies bedeutet, welches Know-how zukünftig gefragt ist und wie der neue Studiengang, der im März 2023 zum ersten Mal startet, aufgebaut ist.

Pascal, du bist Studiengangsleiter des neuen CAS Unternehmerische Nachhaltigkeit, der im März 2023 startet. Unternehmen streben doch schon lange nach einer nachhaltigen Entwicklung. Das heisst, das richtige Know-how, um sich den daraus ergebenen Herausforderungen zu stellen, bräuchte es schon lange. Weshalb lancieren wir diesen CAS erst jetzt?
Du hast recht, von Nachhaltigkeit ist schon lange die Rede. Ich selbst bin seit 16 Jahren beratend in diesem Bereich tätig. Die Wirtschaft hat in Sachen Nachhaltigkeit schon viel erreicht. Auch das öffentliche Bewusstsein ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Oder anders gesagt: Der Druck auf die Unternehmen nimmt spürbar zu. Doch die zwei Grundprobleme haben Bestand.

Welche sind das?
Im Unternehmen neigen wir dazu, «hinter dem Komma» zu optimieren. Die gängigen Effizienzsteigerungen sind ein gutes Beispiel. Um die grossen ökologischen und sozialen Herausforderungen zu meistern, brauchen wir aber die Veränderung «vor dem Komma». Dazu müssen wir unsere Geschäftsmodelle, Produkte, Dienstleistungen und unsere Art der Kooperation hinterfragen. Der Hauptzweck des Unternehmens sollte nicht Profitabilität sein. Die Profitabilität ist vielmehr Mittel zum Zweck. Nämlich um die Innovationen für ein gutes Leben innerhalb der planetaren Grenzen zu ermöglichen.

An wen richtet sich diese Weiterbildung?
Diesen Sprung «übers Komma» schaffen wir nur, wenn wir alle als Menschen und Mitarbeitende umdenken. Der CAS Unternehmerische Nachhaltigkeit ist deshalb auch nicht als Studiengang für eine bestimmte Gruppe konzipiert, z. B. Nachhaltigkeitsverantwortliche, sondern richtet sich an Mitarbeitende aus allen Funktionsbereichen des Unternehmens. Was wir hingegen voraussetzen, sind genügend Berufs- und Führungserfahrung.

Wovon profitieren die Teilnehmenden in diesem CAS?
Im CAS geht es den Dozierenden und mir in erster Linie um das Erfahren und Machen. Klar, ohne Theorie und gewisse Grundlagen geht es nicht. Aber im Vordergrund steht die Anwendung. Zum Beispiel bei einem zweitägigen Nachhaltigkeits-Hackathon, in dem wir für eine Organisation eine Strategie entwickeln. Ich möchte nicht, dass die Studierenden am Ende des CAS zwar von allem Wesentlichen etwas gehört haben, aber dann an der Umsetzung scheitern. Ausserdem profitieren die Studierenden – wie bei anderen CAS auch – von spannenden neuen Kontakten zu Kolleg*innen und Dozent*innen.

Du sprichst es an: Es gibt bereits ähnliche Weiterbildungen an anderen Hochschulen. Wie unterscheidet sich dein CAS von den anderen?
Ja, es gibt ein stark wachsendes Angebot. Bei einigen CAS sind wir von BHP (a. d. R.: Brugger und Partner AG ) auch als Dozierende engagiert. Neben den bereits erwähnten Punkten ist es mir wichtig, die Teilnehmenden auf der persönlichen Ebene abzuholen. Denn «Change Management» beginnt bei einem selbst. Wir arbeiten deshalb mit einem Persönlichkeitsprofil, das die Selbstreflexion ermöglicht. Aber im Fokus steht das Unternehmen als komplexer Organismus. Mit der bewusst kleinen Studiengruppe arbeiten wir an Fällen aus der Praxis – gerne auch aus den Unternehmen der Studierenden. Und noch etwas ist mir wichtig.

Nämlich?
Die Abschlussarbeit. Die Studierenden schreiben in diesem CAS keine wissenschaftliche Arbeit, sondern wenden das Erlernte auf eine tatsächliche Frage- oder Problemstellung im eigenen Unternehmen an. Dabei profitieren sie auf dem Weg und bei der Schlusspräsentation von der Erfahrung ihrer Kommiliton*innen und ausgewählter Expert*innen.

Der CAS Unternehmerische Nachhaltigkeit ist im Vergleich zu anderen CAS der HWZ etwas teurer. Woran liegt das?
Der höhere Preis ergibt sich aus der kleineren Studiengruppe und dem aufwändigen und gut abgestimmten Curriculum. Bei uns ist weniger mehr. Mit anderen Worten: Weniger Inhalte und Dozierende, dafür mehr Zeit und Tiefe. Dazu ein Beispiel: Anfang Dezember trafen sich alle Dozierenden mit mir zu einem Brainstorming. Es war faszinierend zu sehen, wie diese erfahrenen Leute mit ihren unterschiedlichen Hintergründen im Nu dieselbe Sprache sprachen und gemeinsame Ideen entwickelten.

Du bist seit schon seit einiger Zeit als Dozent an der HWZ tätig und kennst die Hochschule deshalb bereits gut. Als Studiengangsleiter übernimmst du eine neue, spannende Rolle. Worauf freust du dich besonders?
Als vor mehr als einem Jahr die Anfrage von Prof. Sybille Sachs kam, habe ich mir das gut überlegt. Ich hatte grossen Respekt vor der Aufgabe. Letztlich war aber der Reiz grösser, etwas Neues zu machen und einen weiteren Beitrag in der Bildungslandschaft zu leisten. Der Respekt ist immer geblieben. Hinzu gekommen ist die Freude darüber, dass die Ideen von den Dozierenden mit Begeisterung aufgenommen und weiterentwickelt werden. Ich bin überzeugt, das spüren die Studierenden im CAS.